Lernort Prignitzer Museen

 

Lernort Prignitzer Museen:

Erarbeitung und Etablierung regional ausgerichteter

museumspädagogischer Angebote in der Prignitz

(Verfasser: Katja Rosenbaum; Stand: 13.04.2017)


 

1. Einleitende Vorbemerkungen

 

Museen sind einer der wichtigsten Bewahrer des historischen Gedächtnisses und Erbes einer Stadt, Region oder Gesellschaft, unabhängig von politischen Konjunkturen, wechselnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Phasen abnehmenden oder zunehmenden historischen Interesses. Die Vermittlung von historischem Erbe und Gedächtnis zählt zu den zentralen Aufgaben der Museen und muss immer wieder neu geschehen – Generation für Generation, Jahrgang für Jahrgang.

 

In der Gegenwart scheint dies wichtiger denn je, da in der multimedialen Informations-gesellschaft mit ihren nahezu unbegrenzt und universell verfügbaren Informationen häufig auch Informationsangebote teils unseriöser und fragwürdiger Natur konsumiert werden. Museen dienen hier mit ihrem Bildungsauftrag als seriöser Vermittler fundierter historischer Kenntnisse – sie können und sollen gezielt bspw. die historische Kenntnis über eine Region und damit lokale und regionale Identifikation erzeugen und festigen.

 

Die Beschäftigung mit historischen Themen ist in diesem Zusammenhang geradezu prädestiniert zur Entwicklung und Stärkung der regionalen Identität – denn nur wer die Region und ihre Herkunft kennt, kann sie in ihrer Gegenwart „lesen“ und verstehen. Indirekt ist dies auch als ein Beitrag zur Regionalentwicklung zu verstehen, da nur diejenigen, die eine (emotionale) Verbundenheit mit ihrer Heimatregion verspüren, diese z.B. nach Abschluss der schulischen Ausbildung nicht oder nur widerstrebend verlassen oder ggf. nach der beruflichen Ausbildung zurückkehren, ihr Berufsleben dort verbringen und sich aus ihrer Verbundenheit heraus auch gesellschaftlich engagieren.

 

Die Museumslandschaft befindet sich allerdings seit längerem in einer Umbruchphase, die durch die Veränderung der gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gekennzeichnet ist. Die Museen geraten dabei zunehmend in Konkurrenz zu anderen (unterhaltungsorientierten) Freizeitangeboten – diese Herausforderung ist durch die Museen aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen jedoch kaum zu leisten und entspricht auch nicht den klassischen Museumsaufgaben. Vor diesem Hintergrund scheint es im Gegenteil umso wichtiger, dass sich die Museen verstärkt auf eine ihrer wichtigsten Aufgaben – nämlich die Aufbereitung, Präsentation und Vermittlung von historischen Informationen – konzentrieren. Vor allem im Hinblick auf die durch sinkende Bevölkerung-zahlen zu erwartenden sinkenden Besucherzahlen scheint es geboten, sich verstärkt auf das Klientel der Kinder und Jugendlichen zu orientieren und den Bildungsauftrag der Museen zu stärken.

 

2. Projektbeschreibung

 

Die Museumslandschaft in der Prignitz setzt sich aus einzelnen Museen mit höchst unterschiedlichen Profilen und Trägerschaften zusammen, auch im Hinblick auf die Schwerpunkte der einzelnen Sammlungen. Durch die bereits zu verzeichnenden schwindenden finanziellen und personellen Ressourcen sind die Museen immer weniger in der Lage, bestimmte museumspädagogische Angebote als ihre Kerntätigkeit dauerhaft vorzuhalten, dies trifft vor allem auf die „kleineren“, häufig ehrenamtlich geführten Häuser zu, zunehmend jedoch auch auf die hauptamtlich geführten Museen. Die skizzierten Problemfelder haben in der Gesamtschau dazu geführt, dass die Museen der Region Prignitz auf dem Feld der Museumspädagogik stärker kooperieren möchten.

 

Im Rahmen des geplanten Vorhabens sollen die einzelnen Museen gezielt nach ihren Schwerpunkten und Profilsetzungen „durchforstet“ und entsprechend museumspädagogische Angebote entwickelt und vorgehalten werden – insbesondere im Hinblick auf die Schwerpunktsetzungen und Anforderungen der aktuell gültigen und künftigen Lehrpläne – hier sollen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Schultypen und Jahrgänge „maßgeschneiderte“ Angebote erstellt und zwischen den einzelnen Museen abgestimmt werden.

Bei der Betrachtung der Entwürfe der künftigen Rahmenlehrpläne erscheinen die Museen als außerschulische Lernorte besonders prädestiniert, das Defizit der im Regelunterricht nur begrenzt vermittelbaren historischen Kenntnisse mit ihren Angeboten zu kompensieren.

 

Idealerweise können die Schüler der jeweiligen Jahrgänge dann je nach Behandlung eines Themas innerhalb des Lehrplanes die entsprechenden Museen der Region besuchen, um dort durch die museumspädagogischen Angebote das jeweilige Thema vertieft, anschaulich und praktisch bearbeiten zu können, vor allem mit dem Fokus des „Herunterbrechens“ der Betrachtung überregionaler (gesamtdeutscher oder gesamteuropäischer) historischer Ereignisse, Prozesse und Phänomene auf ihre Ausprägung und Auswirkungen in der Region. Geschichte soll auf diese Weise gerade nicht als abstrakt und entfernt, sondern als Geschehnis ganz konkret vor Ort erfahrbar werden und damit mittelbar auch die regionale Identität der Schülerinnen und Schüler stärken. Die heterogene und zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch vielfältige Museumslandschaft in der Prignitz ist dabei von großem Vorteil, da diese auch und gerade die regionale Vielfalt widerspiegelt.

 

Um den z.T. längeren Fahrtzeiten zwischen Schul- und Museumsstandort und dem dadurch entstehenden erhöhten Zeit- und Kostenaufwand Rechnung zu tragen, sollen auch Programme entwickelt werden, die bspw. halbe oder ganze Schultage umfassen. Wichtig erscheint insbesondere in diesem Zusammenhang auch, die einzelnen Themen und Schwerpunkte im Hinblick auf die Entwicklung fächerübergreifender Angebote zu überprüfen und ggf. entsprechend zu gestalten. Die so entwickelten Angebote können gleichzeitig als „Kerne“ dazu dienen, daraus weitere nicht-schulgebundene Angebote für außerschulische Veranstaltungen oder auch die Erwachsenenpädagogik zu entwickeln. Angebote zur konkreten Ortsgeschichte werden dabei weiterhin an den einzelnen Standorten vorgehalten.

 

Die für die Schulen relevanten Angebote werden zum Ende des Projektes in einer Broschüre zusammengefasst, die den einzelnen Schulen zur Verfügung gestellt wird. Zusätzlich werden die Angebote separat auf der Homepage des Förderkreises Prignitzer Museen sowie auf den den Internetauftritten der jeweiligen Museen beworben.

 

Angemerkt sei an dieser Stelle, dass sich der Begriff der „Region“ hier ausdrücklich nicht ausschließlich auf die Prignitz in den heutigen politisch-administrativen Grenzen des Landkreises Prignitz bezieht – der Fokus sind insbesondere bei der Beschäftigung mit historischen Themen die historische Region „Prignitz“ und deren „Ränder“ bzw. die in einzelnen historischen Zusammenhängen stehenden Gebiete wie bspw. das Ruppiner Land, Mecklenburg oder die Altmark.

 

download